Naturheilkunde für Tiere in der Zeitung
Große Hunde und kleine Nadeln
Naturheilkunde Es muss nicht immer die Chemiekeule sein: Auch Tieren tun Bachblüten, Akupunktur und Homöopathie gut. Susanne Huber aus Ettringen behandelt damit Haustiere
Von Manuela Frieß, erschienen in der Mindelheimer Zeitung am 05.03.2018
https://www.augsburger-allgemeine.de/mindelheim/Grosse-Hunde-und-kleine-Nadeln-id50487741.html
Immer wieder liest man von zu viel Antibiotika in Hühnerfarmen und Kuhställen. Immer wieder werden Rufe von Veterinären laut, die Medikamentengaben seien zu hoch und würden zu oft unnötig verschrieben. In der Nutztierhaltung gibt es jedoch immer mehr Besitzer, die versuchen, andere Wege zu gehen. Im Bereich der Haustiere gibt es diese sanfte Naturmedizin schon viel länger und kommt bei vielen Tierbesitzern auch gut an. Eine, die damit im Unterallgäu unterwegs ist, ist Susanne Huber aus Ettringen.
Veterinärmedizin zu studieren war eine Idee, mit der sie nach dem Abitur gedanklich spielte. Aber nachdem sie sich darüber genauer informiert hatte, war klar: Teile der Ausbildung wollte sie auf keinen Fall leisten müssen. „Ich war damals schon Vegetarierin und konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, mehrere Wochen im Schlachthaus durchzustehen“, erzählt sie und schüttelt sich. Stattdessen entschied sich die mittlerweile 39-jährige Ettringerin, als Medizinisch-technische Assistentin in einem Labor in Augsburg zu arbeiten.
Aber als die Idee, mit Tieren zu arbeiten, sie nicht losließ, absolvierte sie schließlich eine zweijährige Ausbildung an der Paracelsus Heilpraktiker Schule. Und seit fast genau zehn Jahren ist sie mittlerweile als Tierheilpraktikerin selbstständig – und sehr glücklich damit.
„Mir ist wichtig, dass das nicht als Alternativmedizin verstanden wird. Ich will ja schließlich nicht den Tierarzt ersetzen“, betont sie. Außerdem gebe es genügend Erkrankungen, die nur mit Globuli oder Bachblütentropfen eben nicht geheilt werden könnten, wie beispielsweise ein Beinbruch oder eine stark entzündete Wunde. Sehr oft gehen ihre Patienten sogar den anderen Weg. Tiere mit chronischen Leiden werden an Susanne Huber weitervermittelt, weil die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt. Ein solcher Fall war zum Beispiel Hund Biene. Die Arthrose machte dem Tier sehr zu schaffen, trotz Schmerzmitteln.
Susanne Huber konnte die Bewegungsfreude und Aktivität des Hundes mit regelmäßiger Akupunktur gut unterstützen. „Die Linderung von Krankheitssymptomen steht oft im Vordergrund, nicht die Heilung“, meint sie. Deshalb gibt sie auch regelmäßig Kurse für Akupressur, die Besitzer befähigt, ihren Tieren immer wieder selbst zu helfen.
Bei großen Vierbeinern ist das Setzen von Nadeln oder die Behandlung mittels Laser übrigens einfacher als bei kleinen Hunden, bei Katzen ist es sogar nur in Ausnahmefällen möglich. Schließlich müssen die Tiere still liegenbleiben während der Behandlung. Doch bei Biene war das gemeinsam mit der Besitzerin Sabine Wächter kein Problem für die Heilpraktikerin. Das ist auch der Vorteile, warum sich Susanne Huber für eine mobile Praxis entschieden hat. Sie kann die Tiere in ihrer gewohnten Umgebung treffen und deren Besitzer müssen sie nicht in Transportboxen in eine für die Tiere meist unbekannte Praxis bringen. Und da sie ihre wichtigsten Utensilien gut in einer einfachen Tasche transportieren kann, ist die Behandlung vor Ort meist stressfreier und schneller.
„Das wichtigste bei mir ist sowieso der Anamnesebogen. Damit frage ich ausführlich nach den Gewohnheiten der Tiere oder der Krankheitsgeschichte“, meint Huber. Und dann vor Ort zu sein und das Lebensumfeld ihrer tierischen Patienten zu sehen, komme ihrer Arbeit sehr entgegen. Wie zum Beispiel bei Katzen, die wieder unsauber werden, berichtet sie. Häufig würden hier Bachblüten oder homöopathische Mittel helfen. Trotzdem ist die Behandlung von Haustieren oft schwierig. „Schließlich kann ich mit meinen Patienten leider nicht reden“, scherzt sie.
Dass die Homöopathie in größeren Ställen seltener zur Anwendung kommt als bei Haustieren, liege nicht nur an der strengen Medikamentenverordnung, die bei der Produktion von Lebensmitteln zum Tragen komme, meint sie. Auch Geduld ist gefragt, und diese ist in den Betrieben, in denen es auch um Zeit geht, oft nicht vorhanden. „Das Tier muss schnell wieder funktionieren und gut“, spitzt es Huber bewusst zu.
Denn ihre Behandlungserfolge können manchmal erst über einen längeren Zeitraum, mitunter erst innerhalb von vier bis sechs Wochen sichtbar werden. Wobei es aber auch immer mehr engagierte Landwirte gibt, die sich selber mit Homöopathie oder Ähnlichem auseinandersetzen.
Die Ernährungsberatung ist mittlerweile ebenfalls ein wichtiger Teil im Angebotsspektrum der Ettringerin. „Manchmal wollen die Besitzer nur das Beste für ihr Tier und dann bekommt der sieben Jahre alte Kater auch schon mal Futter, das für Katzenbabys gedacht ist“, gibt sie ein Beispiel.
Außerdem gebe es immer wieder Trends, die zwar gut gemeint sind, aber vielleicht nicht für jedes Tier geeignet. Aber im Großen und Ganzen, ziehen die Tierheilpraktikerin und die Besitzer doch an einem Strang: Das Wohl ihrer tierischen Mitbewohner liegt ihnen einfach am Herzen.