Tanne – Pflänzle des Monats Dezember
„Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum“ – die Weißtanne (Abies alba) wird in den kommenden Tagen wieder fleißig besungen werden. Das nehme ich gerne zum Anlass, an dieser Stelle, beim letzten „Pflänzle des Monats“, ein Loblied auf ihre Heilkräfte zu singen.
Dieser beeindruckende Baum kann bis zu 300 Jahre alt und an die 70 Meter hoch werden. Die Weißtanne (auch Edeltanne oder Silbertanne genannt) gehört wie auch die Fichte zu den sogenannten Kieferngewächsen. Mit jedoch einem entscheidenden Unterschied: „Die Fichte sticht, die Tanne nicht!“
Fichte vs Tanne
In der Heilkunde werden verschiedene Teile der Pflanze eingesetzt: von den Nadeln, über das Harz und die Rinde, bis hin zu den Zweigspitzen. Auch die Zapfen werden verwendet, jedoch überwiegend in der Kosmetik.
Ich kann mich aus meiner Kindheit an Mamas selbst gemachten Tannenspitzenhonig erinnern, der bei Husten in Tee eingerührt verabreicht wurde. Aber auch ein Tannenspitzentee ist bei Erkältungserkrankungen hilfreich. Beachtet werden sollte dabei aber unbedingt, nicht die vorderste Spitze abzuzupfen, damit der Baum nicht in seinem Wachstum behindert wird. Neben Harzen und ätherischen Ölen sind in den jungen Trieben viele Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Dem Tannenspitzenhonig werden zudem antioxidative Eigenschaften nachgesagt.
Auch Sebastian Kneipp und Hildegard von Bingen schätzten bereits die Heilkräfte der Tanne. Während Kneipp vorwiegend Sitzbäder (z.B. bei Blasenentzündungen) und Aufgüsse aus Tannenzapfen (bei Lungenkrankheiten) empfahl, lobte Hildegard von Bingen in erster Linie das ätherische Öl. Sie verwendete es vor allem bei Erschöpfungszuständen, um die Seele zu „erfrischen“. Auch in der alten indischen Heilkunst Ayurveda wurde Tannenöl eingesetzt, nicht nur bei Atemwegserkrankungen, sondern auch bei Gelenksbeschwerden, Hauterkrankungen oder Krämpfen.
Der Tannenbaum, der „nicht nur zur Sommerszeit, nein auch im Winter, wenn es schneit“ grünt, war seit jeher ein Symbol für Leben und Wachstum. Schon früh begannen die Menschen im Winter immergrüne Zweige wie zum Beispiel die der Tanne, in ihren Häusern aufzuhängen, um damit die Hoffnung auf den Frühling und neues Leben zu symbolisieren. Vermutlich bereits im 15. Jahrhundert begannen sie auch, die Zweige zu schmücken. Der Überlieferung nach sollen Bäcker im Breisgau als erste auch Tannenbäume mit Süßigkeiten für die Kinder behängt haben. Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Christbaum als weihnachtliches Symbol genutzt, zunächst in evangelischen, wenig später auch in katholischen Familien.
Vielleicht denkt ihr beim Schmücken des Weihnachtsbaumes in diesem Jahr auch ein bisschen an die wunderbaren Heilkräfte, die die Tanne besitzt?
In einem Gedicht von Friedrich Wilhelm Grimme, Lob der Tanne, wird dieser beeindruckende Baum ausführlich gepriesen:
„(…) Im ganzen, weiten Waldesraum
Die Krone ist der Tannenbaum,
Wächst auf wie schlanke Kerzen,
Ist grün im Mai und Märzen,
Sein Schatten dunkel, licht und kühl;
Und treibt der Wind sein kosend Spiel,
Webt’s heimlich durch den Wipfel.
Und einmal jährlich zieht er aus,
Vom Walde her in unser Haus:
Dann naht sich sacht und leise,
Gar wundersamerweise,
Das wonnige Christkindelein
Und segnet alle Zweigelein –
Heida, das wird ein Leben! (…)“
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein unbeschwertes, fröhliches Weihnachtsfest und ein glückliches, gesundes neues Jahr!
Ich hoffe, ihr hattet Freude an meiner kleinen Blog-Serie „Pflänzle des Monats“.
Alles Liebe und Gute wünscht Euch
Susanne Huber
Tierheilpraktikerin