Ackerschachtelhalm – Pflänzle des Monats März
Der Ackerschachtelhalm, einigen auch bekannt unter der Bezeichnung „Zinnkraut“, ist eine der ältesten Pflanzen der Welt. Man geht davon aus, dass die Gattung bereits seit mehreren hundert Millionen Jahren die Erde bewohnt.
Aufgrund der enthaltenen Kieselsäure war er früher als Putzmittel beliebt. Daher rührt auch die volkstümlich Bezeichnung Zinnkraut, denn Ackerschachtelhalm wurde früher u.a. eingesetzt, um Zinnkrüge oder ähnliches blitzblank zu schrubben. Aber auch verzehren kann man ihn, beispielsweise in Form von Salat oder Gemüsegerichten, oder auch als Tee. Hier spielen die enthaltenen Mineralstoffe eine bedeutende Rolle aus ernährungsphysiologischer Sicht. In Japan gilt er sogar als Delikatesse.
Der Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense) wächst beispielsweise auf Äckern, in Gräben, oder an Gleisen, wo ich ihn hier gefunden habe (siehe Foto). Beachtet werden muss unbedingt, dass er einen sehr ähnlich aussehenden, giftigen Verwandten hat: den Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre), der etwas feuchtere Standorte bevorzugt. Dennoch können auch beide Arten nebeneinander wachsen und die Unterscheidung ist nicht ganz einfach.
Sebastian Kneipp schätzte das Zinnkraut (auch Katzenwedel oder Pferdeschwanz genannt) aufgrund seiner blutstillenden und wundheilenden Eigenschaften. Auch zur Behandlung von Rheuma oder Gicht setzte er es ein, sowie bei Gelenkserkrankungen. Häufig wird es in Form von Tees, Bädern oder Wickeln angewandt.
Wegen des ausgesprochen hohen Gehalts an Kieselsäure, die das Bindegewebe stärkt und die Durchblutung anregt, findet der Ackerschachtelhalm auch in der Kosmetik Verwendung. Hier werden zum Beispiel Kapseln oder Pulver zur Straffung des Bindegewebes, Shampoos für kräftigeres Haar oder als Cremes gegen Entzündungen, Hautunreinheiten oder Cellulite eingesetzt. Aber auch Pflanzen können von der Wirkung des Zinnkrauts profitieren. Man setzt beispielsweise einen Sud zur Stärkung des Wuchses oder zur Bekämpfung von Schädlingen ein.
Übrigens: die reinigende Wirkung erhält das Zinnkraut durch Kieselsäure-Kristalle, die sich an seiner Oberfläche befinden. Diese wirken beim Putzen wie eine natürliche Scheuermilch, für den Ackerschachtelhalm erfüllen sie jedoch einen anderen Zweck: sie kräftigt die Stängel, schützt vor Schädlingen und erleichtert die Aufnahme von Licht. Und auch für uns ist Silizium heute unverzichtbar, in jedem Computer und in jeder Photovoltaikanlage werden die Kristalle verwendet. Könnte man also sagen, auf dem Ackerachtelhalm befinden sich die ältesten Solarzellen der Welt? 🙂
Eine uralte Pflanze, die so viel leisten kann. Wir kennen Sie meist nur als Unkraut. Das bedauerte auch schon Pfarrer Kneipp:
„Diese Kräutlein, welche bei den Alten in so hohem Ansehen standen, sind heute teils verachtet, teils vergessen; nur noch einzelne werden von den einfachen Leuten als sogenannte Hausmittel gesucht und gebraucht.“
Ich hoffe, die Geheimnisse dieser unterschätzten Urzeit-Pflanze haben Euch interessiert? Dann lest nächsten Monat weiter in meiner Rubrik „Pflänzle des Monats“.