Löwenzahn – Pflänzle des Monats April
Taraxacum officinale, wegen seiner harntreibenden Eigenschaften auch als „Bettseicher“ oder „Pissnelke“ bekannt, zählt zu den verbreitetsten Heilpflanzen. Gerade jetzt im Frühling sieht man die gelben Blüten dieser Korbblütler-Art auf nahezu jeder Wiese. Oder aber die schirmchentragenden Pusteblumen, die eindrucksvoll die Vergänglichkeit der Blüte – und damit im übertragenen Sinne auch des Lebens – symbolisieren. Die gezahnten Blätter erinnern mit etwas Fantasie an das Gebiss eines Löwen.
So gewöhnlich, weit verbreitet und damit unscheinbar diese Pflanze erscheinen mag, so groß ist ihr Einsatzgebiet. Von den Blüten über die Blätter bis zur Wurzel ist jeder Pflanzenteil verwertbar. Löwenzahn (auch als Kuhblume bekannt) strotzt geradezu vor Nährstoffen, hervorzuheben sind hier v.a. Vitamin C und Mineralstoffe. Daher ist es kaum verwunderlich, dass er auch in der Küche zum Einsatz kommt, beispielsweise als Salat (hier sind die jungen Blätter am besten geeignet, da sie weniger Bitterstoffe enthalten). Die getrockneten Wurzeln wurden früher auch schon mal zur Bereitung eines „Muckefuck“ verwendet, eines „Kaffeeersatzes“, dem auch z.B. Eicheln oder Zichorienwurzeln zugesetzt werden konnten.
Löwenzahn enthält reichlich Bitterstoffe, welche die Tätigkeit von Leber und Galle anregen und somit beim Entgiften und Abnehmen helfen können. Deshalb wird im Rahmen von Detox- oder Frühjahrskuren gern Löwenzahntee getrunken (möglichst nicht vor dem schlafen gehen, man bedenke seinen volkstümlichen Namen, siehe oben… ;-). Durch seine blutreinigenden Eigenschaften hilft er zudem, die Frühjahrsmüdigkeit zu vertreiben.
Naturheilkundlich wird Löwenzahn eingesetzt bei Erkrankungen der Verdauungsorgane, der Harnwege oder auch bei rheumatischen Erkrankungen. Er wird meist als Tee angewendet und hilft beispielsweise bei Verstopfung und Bauchschmerzen, bei Blasenentzündungen, Gicht oder auch prophylaktisch gegen Gallensteine. Von Tieren wird er besonders gern gefressen, nicht nur Hasen, auch Schafe, Kühe und Pferde wissen, was gut ist auf der Weide. Etwas anders sieht es bei der Katze aus, für sie ist Löwenzahn nämlich giftig, wird von ihr aber in der Regel aber auch nicht gefressen.
Bei den alten Kelten waren die strahlend gelben Blüten Symbol für den Lichtgott Belenos, und auch Hexen schätzten sie zum Schutz vor Unheil und verwendeten sie in Ritualen, beispielsweise um Wünsche zu erfüllen.
So hat sich auch ein alter Brauch überliefert: schafft man es, alle Schirmchen einer Pusteblume auf einmal weg zu pusten, hat man einen Wunsch frei. Junge Mädchen nutzten die Pusteblume als Orakel, um herauszufinden, wie lange sie noch auf ihre Hochzeit warten müssen: die Anzahl der Schirmchen, die auf dem Blütenboden stehen bleiben, gaben die Jahre bis zur Vermählung an.
Ich kann mich aus meiner Kindheit noch sehr gut an meinen selbst gebastelten Löwenzahn-Schmuck erinnern: die Stängel wurden halbiert ins Wasser gelegt, wo sie sich einringelten und dann zu hübschen Ketten verarbeitet werden konnten.
Ein echtes Multitalent, dieses häufig als „Unkraut“ verschmähte Pflänzle. Das erkannte auch Hermann Löns und widmete ihr das Gedicht „Die allerschönste Blume“, in dem es u.a. heißt:
„Stände sie nicht am Wege und blühte sie nicht an der Straße, wüchse sie in fernen Ländern, wir hielten sie wohl hoch, fänden Worte des Lobes für die vornehme Form ihres Blattes, bewunderten das tiefe Dukatengold ihrer Blüten, deren Blättchen sich zu einem lockeren Polster wölben.“
Ich hoffe, auch diesen Monat hat Euch das „Pflänzle des Monats“ wieder gefallen und ihr habt etwas Neues über eine altbekannte Pflanze erfahren.
Nächsten Monat geht´s weiter, ich freue mich über Euer Feedback und bitte bleibt gesund!