Gänseblümchen – Pflänzle des Monats Mai
Das Gänseblümchen (Bellis perennis) dürfte wohl eine der Heilpflanzen sein, die uns nahezu täglich begegnet. Kaum eine Wiese kommt seine weißen Blüten aus und ein englisches Sprichwort besagt, wenn man mit einem Fuß auf sieben Gänseblümchen treten kann, so ist der Frühling da.
Doch hat dieses zarte Pflänzle auch Heilkräfte? Und ob! 2017 wurde das Gänseblümchen sogar zur Heilpflanze des Jahre gewählt. Es beschleunigt die Wundheilung und wirkt entzündungswidrig, daher ist es beispielsweise auch Bestandteil der bekannten homöopathischen Zubereitung Traumeel. Auch Kräuterpfarrer Künzle war überzeugt von der Heilwirkung dieses unscheinbaren Blümchens und empfahl, man solle es „jeder Mischung Kindertee beifügen“. Gänseblümchen-Tee wirkt unter anderem kräftigend, entzündungshemmend, anregend auf den Stoffwechsel und erhellend auf schwere Gemüter.
Auch in der Küche findet es Einsatz, zum Beispiel als ebenso dekorativer wie wohlschmeckender Zusatz zu Salaten oder Desserts. Neben Vitamin C enthalten die Blüten auch wertvolle Mineralstoffe. Das wissen auch unsere Tiere: Sowohl Nager als auch Vögel, Schildkröten oder Schafe freuen sich über die leckeren Blümchen in ihrem Futter.
Neben Gänseblümchen sind auch die Bezeichnungen Maßliebchen, Monatblümlein oder Tausendschönchen, sowie viele weitere bekannt. Die botanische Bezeichnung Bellis perennis bedeutet übersetzt etwa so viel wie andauernde Schönheit und bezieht sich damit auf die Beständigkeit der Blüten. Traditionell sind Gänseblümchen typische „Kinderblumen“: ob als Blumenkränzchen oder spielerisches Orakel („Er liebt mich – er liebt mich nicht“) sind die Blüten bei den Kleinen beliebt. Sie stehen symbolisch für Reinheit und Unschuld. Ein alter Aberglaube rät, am Johannistag (24. Juni), zur Zeit der Sommersonnenwende, mittags zwischen 12 und 13 Uhr Gänseblümchen zu pflücken und diese getrocknet bei sich zu tragen. Dies verspreche Erfolg bei wichtigen Arbeiten.
Die weißen Blüten, die mit etwas Fantasie an kleine Sonnen erinnern und als Heilpflanze dazu beitragen können, unser Gemüt aufzuhellen und „sonniger“ zu machen, werden als heliotrop bezeichnet. Das bedeutet, sie wenden sich stets der Sonne zu und schließen sich, wenn diese nicht scheint. Sie besitzen spezielle Motorzellen, die die Bewegung der Blüten mit der Sonne von Osten nach Westen ermöglichen.
Diese besondere Zuwendung zur Sonne beschreibt auch Hans Christian Andersen in seinem Märchen „Das Gänseblümchen“:
„Eines Morgens stand es entfaltet da mit seinen kleinen, weißen Blättern, die wie Strahlen rings um die kleine gelbe Sonne in der Mitte sitzen. Es dachte gar nicht daran, daß kein Mensch es dort im Grase sah und daß es nur ein armes, verachtetes Blümchen sei: nein, es war froh und wandte sich der warmen Sonne entgegen, sah zu ihr auf und horchte auf die Lerche, die in den Lüften sang.“
Ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig von der Magie dieses kleinen Pflänzchens mit der Liebe zur Sonne vermitteln und freue mich über Feedback (probiert ihr das Pflücken der Blümchen am Johannistag aus?). Auch Mitte Juni gibt es wieder einen neuen spannenden Artikel in meiner Rubrik „Pflänzle des Monats“.