Spitzwegerich – Pflänzle des Monats Oktober
Der Name Wegerich bedeutet so viel wie „König des Weges“ und weist bereits daraufhin, dass diese Pflanzengattung mit ihren rund 200 Vertretern häufig den Wegesrand säumt. Am bekanntesten dürfte der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) sein, doch auch sein Verwandter der Breitwegerich, der sich von den Inhaltsstoffen her kaum unterschiedet, ist uns gut bekannt. Auch die lateinisch Bezeichnung Plantago (hergeleitet von planta = Fußsohle) deutet darauf hin, dass diese Pflanzen sich häufig am Wegesrand findet, eben dort wo viele Füße auftreten. Auch die indianische Bezeichnung „white man´s foot“ bezieht sich darauf, dass der Spitzwegerich dort wächst, wo viele (weiße) Füße gingen. Ein älterer Name, „Straßenbraut“, erinnert an die Legende vom Mädchen, das am Wegesrand auf ihren Liebsten wartete – jedoch leider vergeblich, daher verwandelte sie sich in die Pflanze mit den schmalen Blättern, die auch Schlangenzunge oder Lungenblatt genannt wird.
Letztere Bezeichnung deutet auch schon auf das häufigste Einsatzgebiet der Heilpflanze hin: nämlich Lungenerkrankungen. Bereits in der Antike und im Mittelalter wussten die großen Ärzte um die Heilkraft des Wegerichs und setzen ihn beispielsweise zur Behandlung der „Schwindsucht“ (Tuberkulose) ein. Aber auch Hildegard von Bingen und Sebastian Kneipp schätzten die Heilkraft des Spitzwegerichs. Und auch heute wird er gerne bei Husten, Bronchitis oder Erkältung als Hausmittel verabreicht. Oft wird die Pflanze dazu als Tee, Saft oder Sirup eingesetzt.
Aber auch zur Behandlung von Hautentzündungen, zum Beispiel in Folge von Stichen oder auch kleineren Verletzungen, kann der Spitzwegerich dienen. Ist man draußen unterwegs und hat nicht zur Hand, womit man einen Stich oder eine kleine Wunde behandeln kann, eignen sich die zusammengerollten Blätter gut als „grünes Pflaster“.
Auch in der Küche findet der Wegerich Verwendung: diente er früher, in Zeiten des Mangels, wenn Gemüse teuer war, als Ersatz für Salat, so wird er auch heute noch als Spinatersatz, in Suppen oder Pestos schmackhaft zubereitet.
Auch unsere Tiere essen den Spitzwegerich gerne. Bei der Verfütterung an Pferde muss jedoch bedacht werden, dass er aufgrund seiner schmerzstillenden und entzündungswidrigen Eigenschaften als Doping gilt und vor einem Turnierstart eine Karenzzeit eingehalten werden muss.
Eine so unscheinbare, alltägliche Pflanze, die man eher als Unkraut wahrnimmt, hat doch so starke heilende Eigenschaften, dass sie sogar als Doping eingestuft wird!
Dazu passt ein Zitat von Pfarrer Kneipp:
„Diese Kräutlein, welche bei den Alten in so hohem Ansehen standen, sind heute teils verachtet, teils vergessen; nur noch einzelne werden von den einfachen Leuten als sogenannte Hausmittel gesucht und gebraucht.“
Vielleicht erinnert ihr euch an diesen Artikel, wenn ihr nächstes mal beim Spaziergang dem „König des Weges“ begegnet.
Und wenn ihr noch mehr spannende Fakten über alltägliche Kräutlein mit wunderbaren Heilkräften erfahren wollt, schaut Mitte nächsten Monats wieder rein beim „Pflänzle des Monats“.